Johnossi,
20. Mai 2010 (B72, Wien)
(von Lisa Pointner)
Nach längerer Zeit besuchte
die schwedische Band „Johnossi“ endlich wieder Wien. Auf ihrer Tour
bespielten sie diesmal nur kleine Clubs. Kein Wunder, dass das B72 aus allen
Nähten platzte.
Bei
gefühlten 50 Grad Innentemperatur begann die Band mit einer halben Stunde
Verspätung ihr Konzert. Ruhig aber kraftvoll starteten Johnossi mit dem
neuen Song „Mavericks“, um dann langsam aber stetig die Stimmung anzuheizen.
Den Höhepunkt erreichte das Konzert in der zweiten Hälfte, nachdem ein Hit
nach dem anderen zum besten gegeben wurde.
Johnossi überzeugten durch eine energetische Bühnenshow und
ein abwechslungsreiches Set. Und natürlich waren sie – wie immer – richtig
laut!
Vor dem Konzert haben sich die zwei Stockholmer etwas Zeit
genommen um für Britishrock.cc ein Interview zu geben:
Ihr seid auf Tour, die neue Platte ist draußen, und ich hab
mir gedacht, anstatt mit einer Frage anzufangen, die ihr sicher schon oft
genug beantwortet habt, geb ich euch die Möglichkeit, eine kleine Botschaft
an alle Journalisten zu schicken.
Welche sind die drei nervigsten Fragen, die ihr in Interviews nicht mehr
hören wollt?
John: (ohne lang zu überlegen)
Warum seid ihr nur zwei Leute in der Band?
Vermisst ihr manchmal, dass ihr nicht mehrere seid?
Wieso gibt es so viele großartige, schwedische Bands?
Eure Band hat ja gleich von Anfang an richtig gut
funktioniert. Ich persönlich glaube ja nicht wirklich, dass es einfach Glück
ist, wenn eine Band so schnell erfolgreich wird. Was denkt ihr, was das
Geheimnis eures Erfolgs ist?
Ossi: Ich glaube auch nicht, dass Glück der einzige Grund
ist, wenn eine Band Erfolg hat.
Ab und zu sollte man schon zur rechten Zeit am rechten Ort sein, aber unser
Erfolg hat fast nichts mit Glück zu tun. Wir haben es geschafft, weil wir so
hart arbeiten...
John: Es ist zirka 70% Vertrauen, 25% harte Arbeit und 5% ...
Ossi: ...Talent.
5% Talent???
Ossi: Oh – nein. Mehr, denk ich
(lacht). Vielleicht 50% Talent, 50% Vertrauen... (etwas
durcheinander).
Ich weiß es nicht – es fühlt sich nicht so an, als ob etwas oder jemand
anderes für unseren Erfolg verantwortlich wäre. WIR haben es so weit
gebracht.
Woher kommt denn euer Talent? Seid ihr beide in sehr
musikalischen Familien groß geworden?
John: Ich überhaupt nicht – keiner in meiner Familie hat
musikalisches Talent. Ich bin der Allererste. Ossi: Auch in meiner Familie
gibt es kein spezielles musikalisches Talent.
Aber meine Eltern haben immer akzeptiert wer ich bin und was ich mache – das
ist wichtiger, denke ich.
Wann habt ihr denn den Entschluss gefasst, die Musik zum
Beruf zu machen?
John: Hmm... ich denke, schon nach 3 oder 4 Mal gemeinsam im
Proberaum – da haben wir gemerkt, dass dies etwas ist, was wir wirklich
machen wollen.
Ziemlich schnell haben Leute begonnen sich für uns zu interessieren. Da
haben wir beschlossen, es einfach zu probieren um zu sehen, wo es hinführt.
Also habt ihr keinen „Plan B“?
John: Nein.
Ossi: Das ist der einzige Plan – der „Masterplan“.
Glaubt ihr, es ist wichtig für einen Musiker, so zu denken,
um es zu etwas zu bringen?
John: Ja, für uns war es wichtig. Wir haben sehr früh
entschieden, dass wir nur Musik machen werden. Wir hatten niemals normale
Jobs.
Nur so konnten wir uns richtig weiterentwickeln - als Künstler, Songwriter
und Menschen.
Ihr wart ja schon mit einigen berühmten Bands auf Tour, wie
zum Beispiel „The Soundtrack of our Lifes“, „Razorlight“ und „Mando Diao“.
Welche Tournee hat denn am meisten Spaß gemacht?
John: Als wir 2006 mit Mando auf Tour waren, das hat
wirklich Spaß gemacht.
Ossi: Wir waren auch mit The Hives in Japan.
Das war fantastisch.
Das Publikum dort ist ganz anders als das Europäische – sehr höflich und es
herrscht Totenstille zwischen den Songs. The Hives haben uns schon
vorgewarnt. Es war eine großartige Erfahrung.
Ich habe gehört, The Hives sollen die beste schwedische
Liveband sein...
Ossi: Ja, würd ich auch sagen...
John: The Hives und Johnossi sind wahrscheinlich die besten Livebands aus
Schweden.
John schreibt ja momentan alle Songtexte. Wie siehts bei dir
aus Ossi? Gibts auch welche von dir?
Ossi: Nein, definitiv nicht. Es wäre schwer für mich, Songs
zu schreiben, die dann von jemand anderem gesungen werden.
John hätte wahrscheinlich auch Probleme damit, meine Songs zu singen.
Aber man weiß ja nie was die Zukunft bringt...
Okay, dann geht die nächste Frage an dich, John. Warum
schreibst du eigentlich Songs?
John: Hmm...das ist eine gute Frage (denkt nach).
Ich glaub, ich mach es, weil ich das brauche.
Zwar ist der Prozess des Songwritings oft traurig oder schmerzhaft, aber am
Ende tut es mir immer gut.
Ich und Ossi sind sehr emotionale Menschen, wir reden oft darüber, wie wir
uns fühlen.
Musik zu kreieren ist ein guter Weg um mich auszudrücken. Es fühlt sich sehr
natürlich an, und ich bin froh, dass ich das Songwriting für mich entdeckt
habe.
Ich suche immer nach etwas in mir, dass raus muss... – ich weiß nichtmal
was, bevor ich es gefunden hab.
Eigentlich eine merkwürdige Sache – Songs zu schreiben und Musiker zu
sein..
Damit zeigst du ja einiges von dir, wenn du Lieder schreibst
und singst...
John: Ja, aber für mich fühlt es sich so an, als ob der Song
nicht mehr unser „Eigentum“ ist, wenn wir ihn veröffentlichen.
Das Lied gehört dann dem Hörer.
Deshalb habe ich nicht das Gefühl, als ob ich zu viel von mir preisgeben
würde, wenn ich ihn auf der Bühne performe.
Nur das Geld, dass der Song einspielt, gehört dann zu mir (lacht).
Aber musst du dich nicht in den Song hineinversetzen können,
wenn du ihn auf der Bühne singst?
Ossi: Du musst so tun als ob… (lacht)
John: Ich muss mich nicht auf die selbe Weise mit den Texten
identifizieren wie in dem Zeitpunkt, als ich sie geschrieben habe. Die
Bedeutung der einzelnen Songtexte kann sich für mich ändern.
Wichtig ist, dass wir gute und ehrliche Songs schreiben, sodass wir in der
Lage sind, sie immer wieder zu spielen und voll dahinter zu stehen.
Gibt es denn einen Song, den ihr schon so oft gespielt habt,
dass ihr es langsam leid seid, ihn zu spielen?
John: Manchmal ... vielleicht „Man Must Dance“... aber ich
würde nicht sagen, dass wir es leid sind.
Meistens gibt uns das Publikum so viel zurück, wenn wir bestimmte Lieder
spielen...
Ossi: Man muss verstehen, dass diese Lieder es uns erst ermöglicht haben, so
oft aufzutreten. Wenn man das bedenkt, dann ist es eine Freude für uns,
diese zu spielen. Wir sind hier um zu unterhalten. Wenn es kein Publikum
gäbe, dann würde es uns auch nicht geben.
John: Es ist ohnehin ein „Luxus-Problem“. Was wirklich hart wäre für mich,
wäre, einen normalen Job zu haben und jeden Tag von 9:00 – 17:00 am selben
Schreibtisch vor dem Computer zu sitzen.
Ossi: Ja.
Natürlich – wenn wir nur nach uns gehen würden, dann würden wir das neue
Album vom ersten bis zum letzten Track spielen. Aber nun haben wir 3 Alben
von denen wir Songs wählen können um eine exzellente Setlist zu machen, die
alle glücklich macht – uns eingeschlossen.
Schön, dann freu ich mich auf dieses exzellente Set heute
Abend.
Vielen Dank für das Interview!
Review
/ Fotos/ Interview
Lisa Pointner
Copyright: www.britishrock.cc
britishrock.cc - music zine austria
Copyright
2010
|