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 Kettcar, 7. Mai 2008 (Arena, Wien)                                                                                                                                   

(von Thomas Hochwarter)
 
Ein großer Abend
Kettcar live in Wien

„Ausverkauft!“ hieß es einige Tage vor einem weiteren Gastspiel der Hamburger in Wien. „Ausverkauf!“ war zwar nicht unbedingt, was Fans nach Hören des zweiten Albums „Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen“ skandierten.



Enttäuscht waren aber viele; selbst jene, die die Platte - damals im Jahr 2005 - nicht mit dem Debüt „Du und wieviel von Deinen Freunden“ verglichen – dies wäre hochgradig unfair gewesen. Kettcars erstes Werk (2002) konnte sich über die Jahre als große, wirklich prägende Platte behaupten. Lyrisch so hochwertig und doch verdaulich, musikalisch so zwingend und zugleich unglaublich locker.


Mit „Sylt“ scheint man nun wieder erfolgreich zu altvertrauter Stärke zurückgefunden zu haben. Was
Marcus Wiebusch textlich liefert, ist erneut einzigartig; nicht nur was deutschen Indierock betrifft, sondern was den gesamtdeutschen Bereich anbelangt. Wiebusch meinte in einem Interview, dass er seine Kreativität nicht für Bücher aufwenden und so verschwenden möchte – ein interessanter Ansatz. Über sein Output hingegen könnte man ganze Bücher schreiben. Gegenwärtige Themen werden ebenso kunstvoll zu einem stets verwirrenden und letztlich bis auf weniger Ausnahmen Sinn machenden Ganzen verstrickt wie persönliche Erfahrungen, mit denen man sich, wenn auch meist natürlich in etwas abgewandelter Form, identifizieren kann.

Was die musikalische Umsetzung betrifft präsentiert man sich auf Album Nummer drei forsch, präzise und unnachgiebig. „Graceland“ ist der mitreißende Opener, der Gutes (wie „Kein Außen mehr“) verheißt, „Am Tisch“ fügt sich geradezu zu perfekt in die Balladenreihe „Im Taxi weinen“ / „48 Stunden“ ein. 

Auch der Gig im April 2005 war ausverkauft, die Stimmung war auch damals nicht schlecht. Kettcar können live gar nicht enttäuschen (siehe Frequency 2006 – eine im positiven Sinn denkwürdige Performance auf der kleinen Bühne; die pralle Nachmittagssonne verlangte den Männern in schwarz alles ab). Und doch hatte das damals aktuelle Album eine negative Strahlkraft. Es schien allen bewusst zu sein, dass es nicht der große Wurf war, auf den man gehofft hatte. Sicherlich erfreute es mit einigen tollen Stücken – „Deiche“ ist nach wie vor völlig zurecht der Live-Opener der Band – dominierend war jedoch eine Masse an unterdurchschnittlichen Songs. Aber das ist Geschichte, die Band hat diese Phase ebenso gut überstanden wie die Fans, die Wiebusch, Bustorff und Co. ja ohnehin nicht wirklich böse sein hätten können. Und „Sylt“ ist viel mehr als nur halbherzige Vergangenheitsbewältigung.

Das neue Album stünde auf einer Stufe mit „Du und wieviel von Deinen Freunden“ – würde sich dieses kategorisieren lassen. Das geht aber nicht, es ist einfach zu gut für solch Spielereien. Und so staunt man über die Schärfe der Texte und Konturiertheit der Musik, freut sich über amüsante Erzählungen und erschaudert aufgrund noch nicht erlebter musikalischer Welten – elektronische Elemente und im Hintergrund donnernde Drums entführen in bisher unbekannte Sphären („Fake for real“).

Was sich noch zu dem tollen Abend im dritten Wiener Gemeindebezirk sagen lässt? Nicht viel - rundum gelungen eben. Lobend zu erwähnen wäre vielleicht noch die simple und doch effektive Lichtshow, die bei „Graceland“ die gesamte Bühne in ein berauschendes Rot hüllt.

Ganz nebenbei müssen einfach nochmals Marcus Wiebusch’s geniale neue Texte erwähnt werden. Es wäre zwecklos und nicht zielführend, so etwas wie „die besten“ Stellen hier wiederzugeben. Man sollte sie selbst für sich entdecken und geradezu nebenbei die tolle Musik der Band genießen. Und immer wieder neue Lieblingsstellen ausfindig machen; oder sich darüber freuen, den einen oder anderen Gedankengang erfolgreich nachvollzogen zu haben.

Am Ende bleibt nur noch zu sagen, dass auch der Auftritt Kettcars ein neues Phänomen (ist es dies?) bekräftigt, nämlich das der 40-Minuten-Gigs, die natürlich mit Hilfe von zwei bis drei Zugaben auf die „normale“ Spielzeit von etwa 90 Minuten kommen. Martin Blumenau findet das gut. Er hat dies sogar in der Nacht des Gigs, den er beschämenswerter Weise versäumt hat, gesagt (in seiner mitternächtlichen FM4-Sendung „Bonustrack“ natürlich). Noel Gallagher findets dämlich (nicht „Bonustrack“, seine Meinung dazu ist – noch – nicht überliefert, sondern die Sache mit den Zugaben). Eine deutsches Massenblatt mein „Bild’ dir deine Meinung“ – dem schließe ich mich ausnahmsweise an.

 Review / Interview / Fotos
Thomas Hochwarter, Foto: kettcar.net

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