more
state of the heart
donauinselfest
nova rock
placebo
paramore
seewiesenfest
shout out louds
biffy clyro
anajo
the blue van
jet
the rifles
placebo
negative
stone sour
madsen
snow patrol
panic! at the disco
sugarplum fairy
the bishops
frequency 06
benicassim
hans söllner
donauinselfest
gem
nova rock 06
rock am ring 06
schools of rock
the cardigans
paul weller
pete doherty
tomte
the darkness
robert rotifer
isabella richtar
atomic
soulfly
franz ferdinand
the ark
nada surf
nova international
björn kleinhenz
sugarplum fairy
ash
|
LOVELY DAYS,
06. Juli 2007 (St. Pölten, VAZ Gelände)
(von Thomas Hochwarter)
Crowdsurfing not
expected
Das Lovely Days geriet heuer zu einem „lovely day”. Entgegen negativerer
Einschätzungen war der Besucherzustrom trotz alles in allem eher mäßigen
Line-ups ansprechend. Im ausgelegten Flyer war über die Veranstalung des
Vorjahres zu lesen: „…und Festivalbesucher, die aufeinander Rücksicht nahmen
und einfach eine gute Zeit verbringen wollten.“ – Dies sollte eigentlich
eine Selbstverständlichkeit sein, oder? Ist dies denn etwa bei
beispielsweise Nova Rock oder Frequency nicht der Fall?
Nachdem man dem Regen getrotzt hat und bevor es endlich zum mit Spannung
erwarteten Auftritt von Riders on the storm kam, boten Uriah Heep soliden
Classic Rock mit Prog-Elementen und an Smokie und andere Kollegen erinnernde
Singalongs. Dazu gab es durchaus ansprechende, jedoch durchwegs routiniert
heruntergespulte Instrumental-Intermezzi und Soli. Musikalisch durchaus
akzeptabel und unterhaltsam, war mehr Toleranz gefragt, was die Optik
betraf: Die Veteranen von Uriah Heep sehen nämlich nicht aus wie alte
Männer, sondern eher wie alte Frauen. Und daran waren nicht nur die weiten
Hemden und engen, grellen Hippie-Hosen schuld.
Danach kam so richtig Bewegung in die Mengen vor der Bühne: viele jüngere
Besucher drängten nach vorne, um sich die besten Plätze für den Auftritt von
Ray Manzarek und Bobby Krieger zu sichern. Nichts leichter als das, gab es
doch keinen durch einen Wellenbrecher abgetrennten Frontbereich. Auch sonst
ging es wie erwartet durchwegs gemütlich zu – konnte die überwiegende
Mehrheit des Publikums doch wie erwartet mit einem Satz beschrieben werden:
Die Eltern inspizierten schon einmal das Festivalgelände, bevor es am
Wochenende darauf so richtig rundgeht und sich die Kinder beim Nuke
austoben.
Liebenswürdig, jedoch immer ein wenig aus dem Takt, schunkelten sich
Alt-68er, Junggebliebene und „Ewig Gestrige“ (in einem positiven Kontext)
durch den kühlen Freitag Abend. Mehr oder minder illegale Substanzen lagen
aber auch an diesem Abend in der St. Pöltener Luft – und davon gar nicht
wenig.
Um etwa 23 Uhr waren die Gespräche vor der Powerstage von niedlichen
Diskussion wie „Cobain oder Morrison – wer ist die größere Legende?“
geprägt.
Das renommierte englische Musikmagazin „Uncut“ ließ vor kurzem kein gutes
Haar an der Reunion von Manzarek und Krieger – Riders on the storm schnitten
im Test der Comebacks ganz schlecht ab. Alles Nebensächlichkeiten, fest
stand eines: Den alten Zauber von damals kann man nicht wieder beleben, man
sollte es auch nicht verkrampft versuchen. Die viel zu kurze kreative
Schaffenszeit der Doors mit ihrem Poeten Jim Morrison, Überfigur aller
charismatischen Frontmänner – unberechenbar, alles um sich herum in seinen
Bann ziehend, und vor allem: gnadenlos selbstzerstörerisch handelnd – steht
für sich und lässt sich mit nichts vergleichen.
Manzarek und Krieger, bekanntermaßen Ausnahmekönner an ihren Instrumenten
garantieren für stimmige Unterhaltung – ihre Darbietungen wurden auch den
höchsten Erwartungen gerecht. Man konnte sich den altbekannten Melodien
vollkommen hingeben und eintauchen, wie man es vielleicht schon vor
Jahrzehnten tat. Nichts ist jedoch perfekt und überall findet man einen
Makel, wenn man nur genau sucht – dies war hier jedoch nicht erforderlich,
der Fehler in Bild und Ton offensichtlich.
Dass sich kein Sänger dieser Welt anmaßen sollte, Morrison nachzuahmen oder
gar gleichzukommen, versteht sich von selbst. Über diese „Rahmenbedingungen“
schien man sich einig, somit stand einem netten Abend eigentlich nichts im
Wege. Aufgrund der spärlichen Informationen im Vorfeld rechnete alles mit
The Cult-Mastermind Ian Astbury – das, was einem an diesem Abend an den
Vocals vorgesetzt wurde, war nicht nur Beschmutzung des Mythos der Doors,
sondern eine Beleidigung für jeden ambitionierten Sänger dieser Welt.
Was ist schlimmer als ein Sänger, der ganz einfach schlecht singt? Ein
Sänger, der sich nicht bewegen kann, uncharismatisch agiert und in Tonlagen
agieren muss, die ihm scheinbar trotz aller Mängel am allerwenigsten liegen.
Mehr als diese kurze Abhandlung dieses Trauerspiels wäre unangebracht.
Überflüssig zu erwähnen, dass trotz Inszenierung von Dave Manzarek Applaus
für den Mann in der Mitte nahezu ausblieb. Dumpfe Anti-Bush-Slogans und der
Aufruf zu einem mühseligen Sprechchor könnte man eigentlich als weiteres
Indiz dafür verwenden, dass Manzareks Projekt nicht sonderlich ambitioniert
ist. Zu groß ist jedoch die Strahlkraft der von ihm geschaffenen Melodien,
die für die Ewigkeit funkeln werden; an diesem Abend wurden sie ganz einfach
zauberhaft zelebriert. Auch Robby Krieger zeigte sich in hervorragender
Verfassung. Die unvermeidlichen Vergleiche mit Keith Richards, welche in
vielerlei Hinsicht angebracht sind, werden ihn nicht vergrämen.
Furios der Start: „Love me two times“, „Break on through“ und „Peace frog“
gleich zu Beginn sorgten für helle Begeisterung. In weiterer Folge wurden
wie erwartet nahezu kein namhafter Song ausgelassen (ausgerechnet „Riders on
the storm“ fehlte jedoch – vermutlich aufgrund des engen zeitlichen
Korsetts, da die Setlist den Epos „The end“ beinhaltete). Herausragend dabei
die schwungvolle Interpretation von „Strange days“.
Es war deutlich zu merken, wie sehr sich die beiden alten Freunde nach wie
vor an ihrer Kunst erfreuen. Und so kam es, dass man sich entschied, anstatt
für eine längere Zeitspanne von der Bühne zu wandern und sich für eine
Zugabe erneut heraufzubitten, gleich weiterzurocken. Um exakt 1 Uhr war dann
die Zeit des Abschieds gekommen, und so konnte wahrscheinlich gerade noch
ein unangenehmes Nachspiel (Missachtung polizeilicher Auflagen – Vorwurf der
Ruhestörung in den Wohnsiedlungen in unmittelbarer Nähe des Geländes)
verhindert werden.
Review
/ Fotos
Thomas Hochwarter
Copyright: www.britishrock.cc
britishrock.cc - music zine austria
Copyright 2007
|
|