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MASSIVE ATTACK, 31. Juli 2008
(Arena, Wien)
(von Thomas Hochwarter)
Schwarzmalerei
Massive Attack live in Wien
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20
Jahre sind eine lange Zeit, vor allem im - Achtung, Klischee mit
Wahrheitsgehalt – schnelllebigen Musikgeschäft. So lange gibt es Massive
Attack, das innovative Duo aus dem malerischen Bristol.
In den ersten Absatz dieses Texts hat sich ein Fehler eingeschlichen. Nein,
das außergewöhnliche Format werkt tatsächlich bereits seit 20 Jahren.
Malerisch ist halt was anderes, auch wenn die für Touristen bunt angemalte
Hafengegend ganz nett ist. Robert del Naja und Grantley Marshall werden sich
ihre Inspirationen schon von den „richtigen“ Ecken und Endes der einst
so wichtigen Hafenstadt bzw. Erlebnissen ebendort geholt haben. Seit dem
Beginn ihres Bestehens erfinden sie sich regelmäßig neu, ohne sich dabei
zu verkaufen oder ihren eigenen Stil zu verlieren. Zudem hat man im weiten
Feld der elektronischen Musik ständig neue Maßstäbe gesetzt, daran
besteht kein Zweifel.
„Blue Lines“ (1991) und „Protection“ (1994) waren schon enorm
beachtliche Werke, „Mezzanine“ im Jahr 1998 die kommerzielle Krönung.
Die Verkaufszahlen schossen in bisher unbekannte und auch völlig
unerwartete Höhen, die Band war plötzlich kein Geheimtipp mehr. 1998, als
der Britpop am Rande des Abgrunds taumelte, bevor er endgültig das
Zeitliche segnete – eingeleitet durch dieses unsägliche Jahr 1997, als
Diana ums Leben kam und Tony Blair an die Macht. Als Oasis zwar durchaus
erfolgreich mit dem überdimensionalen „Be here now“ protzten, dies aber
aus wohlbekannten Gründen gar nicht so richtig mitbekamen. Wenige Monate
darauf, im Jahr 1998 eben, erschien „Mezzanine“ – ein ganz einfach
starkes Album: betörend, komplex und doch so locker dahinfließend.
Betörend auch das Konzert der Gruppe, samt exzellenter Band versteht sich.
Hin und weg war die Masse in der ausverkauften Arena am Ende;
enthusiastisch, als es schon zu Ende war nach gut 100 Minuten. Als alles
losging, war die Situation noch eine ganz andere.
Das Licht war, um es höflich zu sagen, gedämpft, als die Band die Bühne
betrat. Und daran änderte sich während der ersten drei Songs (so ein
Zufall aber auch!) nichts. In anderen Worten: es war stockfinster.
„Perfekte“ Vorraussetzungen also nicht nur für die Fotografen, die sich
– mehrheitlich vergebens – größte Mühe gaben, zu einem respektablen
Ergebnis zu kommen. Auch das Publikum konnte wenig anfangen mit diesem
Kaltstart.
Das coole „Risingson“, einer der besten Tracks auf „Mezzanine“
sorgte zwar für schaurige Stimmung, jedoch für keine ansprechende Atmosphäre.
Und so geriet das fast schon widerwillig dargebotene „Teardrop“ zum
Desaster. Bereits als vierter Song wurde der Welthit verheizt. Völlig
uninspiriert spulte man dies als Pflichtprogramm ab (es muss sich um das
wohlbekannte „Wonderwall“ / „Shiny Happy People“-Syndrom handeln)
– der Applaus hielt sich in Grenzen. In weiterer Folge besserte sich aber
nicht nur Stimmung im Publikum und Performance der Band, sondern auch die Bühnenshow.
Zu spät für die Fotografen, die ihr Gerät in vertrauenswürdige Hände zu
legen hatten; rechtzeitig für das Publikum, welches erwachte, um gleich
wieder wegzutreten – und zwar in einheitlich schwebende Bewegungen,
geradezu erregt von den Rhythmen.
Eine interessante Lichtshow, dessen Mittelpunkt balkenförmige
Neoneinrichtungen waren, welche in weiß und rot aufblitzten – nicht häufig,
dafür umso effektiver. Schwarz malen und Rot sehen schien nun das Motto zu
sein. Interessantes Detail waren die Slogans, welche in zur Aufnahme fast
unmöglicher Geschwindigkeit durchhuschten – auf Deutsch. Den einen oder
anderen Grammatikfehler hat so mancher Zuschauer doch entdeckt – dies war
aber völlig nebensächlich, handelte es sich doch um Aussagen von Tyrannen
wie Stalin oder Göring. Spätestens, als die „Highlights“ der
Bush-Administration durchliefen, bemerkte der letzte, dass hier sehr
politisch zur Sache gegangen wird. Der mittlerweile wirklich guten Stimmung
tat dies jedoch keinen Abbruch; dafür sorgten die betörenden Sprechgesänge
von Robert del Naja ebenso wie die von der Liveband brillant dargebotenen Stücke
von allen Platten der Gruppe.
Nachdem mittels Lichtgrafik die Haupthalle eines Flughafens simuliert wurde
– Ankunfts- und Abflugszeiten huschten über die Screens – steigerte
sich die Stimmung bei „Unfinished Sympathy“ zum Höhepunkt. Während
hier große Harmonie herrschte, wurde der Großteil der anderen, deutlich düstereren
Songs gegen Ende hin heftig ausgebaut und äußerst aggressiv interpretiert.
Eine Demonstration, wie zeitgemäß das Werk der Band ist. Und der beste
Beweis, wie live-fähig Triphop sein kann.
Review
/ Fotos
Thomas Hochwarter
Copyright: www.britishrock.cc
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2008
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