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 NUKE FESTIVAL, 13. Juli - 14. Juli 2007 (VAZ, St. Pölten)                                                                                                          

(von Thomas Hochwarter)
 
Kdolsky's
Komakids in der Unterzahl – das Nuke Festival 2007

Nur ein Tag am VAZ-Gelände St. Pölten brachte erneut die Bestätigung: Hier tut sich nur Gutes. Irgendwie passt einfach alles, wenn wieder einmal tausende zusammenkommen, um sich an einem hervorragenden Line-up zu erfreuen.

Calexico sorgten für den ersten Höhepunkt. Vor leider etwas dürftigen Zuschauerzahlen brillierten die Ausnahmemusiker mit ihrem stimmigen Set, zum Ende hin immer impulsiver, nicht zuletzt aufgrund der Mariachi-Trompeten, die dem ganzen den letzten Schliff und für ein Fesitval erforderliche Würze verleihen. Zudem wartete Bandchef Joey Burns mit guten Deutschkenntnissen auf; noch mehr Entzückung riefen natürlich die ganz eigentümlichen Interpretationen von „Love will tear us apart“ und „Guns of Brixton“ hervor. Und als man am Ende die befreundeten Babylon Circus auf die Bühne holte, gab es kein Halten mehr.

Deutlich mehr Leute konnten drei Stunden zuvor Attwenger anlocken, deren ungewöhnlichen Soundspielereien von vielen Interessierten begutachtet wurden. Noch mehr nutzten hingegen das Set jedoch ganz einfach um zu Feiern. Beeindruckend war auf jeden Fall, was zwei Mann, die mit ihrem Musikstil auf so einer großen Bühne etwas fehl am Platz wirkten, so alles anstellen und bewirken konnten. Dass der recht starke Wind zu dieser Zeit das Hörvergnügen beträchtlich trübte, störte scheinbar niemanden.

Deutlich differenzierter wurde da schon der Auftritt von Kosheen wahrgenommen, die wie immer herzlich empfangen wurden. Noch mehr Freude an dem Wiedersehen schien jedoch Sängerin Sian Evans jeder Gelegenheit bekräftigte, wie sehr es sie freut, wieder hier zu sein; wie gut wir alle aussehen würden in unserem schönen Land. Hmmm… okay… Dankeschön! Gerade deren Songs jedoch, soviel stand auch fest, passen besser in die Abendstunden oder zur Dämmerung. Kosheens Auftritt im Vorjahr war nicht nur deswegen sicherlich der Gelungenere.

Bei The Prodigy gingen auch diesmal die Meinungen auseinander – es bot sich ein ähnliches Bild wie beim Frequency Festival des letzten Jahres: Laute, kreischende Beats, massenhaft abtanzende Fans. Ebenso viele, so schien es, mieden jedoch das Geschehen bzw. warfen nur äußerst skeptische Blicke in Richtung Bühne. Dort tobten sich die beiden Shouter Keith Flint und Maxim Reality aus – während Maxim jedoch wirklich imposant permanent vorgetragene rasierklingenscharfe Raps und Shout-Attacken bot, schien es, als nutze Flint die weitläufige Bühne für sein ganz persönliches Fitnesstraining, um die seit besseren Zeiten angesetzten Pfunde abzuarbeiten. Partner (oder doch eher Kontrahent?) Maxim tat dies ebenso, bei Keith Flint diente das Mikrofon jedoch eher als Hantel – nur selten meldete sich der einstige Elternschreck zu Wort (und wenn, dann klang das nicht gerade überzeugend).

Was gab es sonst noch? Einen peinlichen Gitarristen, der eher als schlechter Poser um Aufmerksamkeit rang statt Nennenswertes mit seinem Instrument zu produzieren. Nicht nur die Beats, auch viele Gitarrenriffs kamen vom Band. Und wieder wurde einem bewusst gemacht, wie präsent das Meisterwerk „The fat of the land“ nach wie vor ist – und zwar jeder der zehn genialen Tracks, nämlich als Untergrund für diverse Fernsehbeiträge (von Beiträgen in Kulturmagazinen bis zur Actionszenen bei Autotests – das passt!) und natürlich Vertonung von Werbeclips. The Prodigy hatten ihre Zeit, oder besser gesagt: das Jahr 1997 gehörte ihnen. Nie wieder wird elektronische Musik auch nur ansatzweise an das herankommen, was der verrückte Vogelzüchter und Gartenfreund Flint und Chefstratege Liam Howlett damals bewirkt haben. Trotzdem tat es ganz einfach gut, endlich wieder einmal einen Song wie „Diesel power“ in ohrenbetäubender Lautstärke zu hören. Der beträchtlichen Besucherzahl, die sich lieber in die VAZ-Halle begaben, um sich bei Bauchklang zu amüsieren, war man aber auch nicht böse.

Nichts Neues dann von den Fantastischen Vier – das ist die uneingeschränkt gute Nachricht. Die Vor- und Querdenker des deutschen Sprechgesangs boten eine perfekt geplante Show, jedoch mit einer Leichtigkeit durchgezogen, die ansteckte. Songs vom aktuellen Album „Fornika“ (vor allem in der ersten Hälfte des Sets positioniert) kamen natürlich nicht ganz so gut an wie „Was geht“ oder „MfG – Mit freundlichen Grüßen“, sie überzeugten aber vergleichsweise absolut zufriedenstellend.

Natürlich war auch in St. Pölten das Britishrock-T-Shirt-Kompetenzteam (© TH) im Einsatz, um knallharte, absolut repräsentative Auswertungen von der Baumwollfront zu liefern.

Eindeutig das beliebteste Shirt: kein Shirt. Stattdessen bevorzugte man Tönungen zwischen blass-lachs bis krebsrot. Auch sehr beliebt: alle Farbabweichungen auf einem Rücken vereint.

Nummer 1 der nicht vertretenen Bands: Rage against the machine. Ja, wir alle hoffen auf die Reunion. Man wird ja wohl noch träumen dürfen…

Comedy-Charts:
Ein solider dritter Platz, der aber keinen umhaut: „I do all stunts myself“
Ganz knapp um Platz 1 betrogen: „AS SEEN IN PORN“
Aufgrund der aktuellen, höchst brisanten Lage im Land (gesoffen würde früher ja praktisch nichts) auf Platz 1, wenn auch nicht unumstritten: „Kdolsky’s Komakids“.

  Review / Fotos
  Thomas Hochwarter

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